Kategorie
Architektur und Innenausstattung
Entwurf: René Lalique
Entstehungszeit: Modell aus dem Jahr 1924
Materialien: Pressglas, teilweise mattiert, Holzsockel:
Eigentümer: Shai Bandmann und Ronald Ooi
1925 fand die Exposition internationale des Arts décoratifs et industriels modernes in Paris statt. René Lalique, eine der prägenden Figuren dieser Schau, war dort insbesondere mit einem 15 Meter hohen, leuchtenden Brunnen aus Glas vertreten, den die Schriftstellerin Colette als „wunderbar“ beschrieb. Der Brunnen symbolisierte die Quellen, Bäche und Flüsse Frankreichs und bestand aus 17 übereinanderliegenden Ebenen. Sie waren mit 128 Karyatiden, wie der hier gezeigten, geschmückt: Es handelte sich um 16 unterschiedliche Frauendarstellungen in ursprünglich jeweils acht Exemplaren. Alle Aspekte des Brunnens wie die Typologie, die Symbolik und die Darstellungen hatten einen Bezug zum Wasser. So hält Klytia hier ein Pflanzenelement in der Hand, das einer Seerose ähnelt. Ihre Haare und ihr Körper scheinen von der Strömung des Wassers bewegt.
René Lalique, der sein Werk nach der Ausstellung vor der Zerstörung bewahren wollte, bot es der Stadt Paris als Geschenk an. Diese lehnte jedoch mit Blick auf die Kohärenz des Stadtbildes ab. Man fand den Standort des überschwänglichen Brunnens gegenüber dem ernsten Invaliden-Denkmal unpassend. Um die Kosten für die Anfertigung und die Demontage seines Glasbauwerks, die sich auf 100 000 Francs beliefen, zu decken, beschloss René Lalique, die Statuetten zu erhalten und sie in seinem Geschäft zum Kauf anzubieten. Der Erfolg war so groß, dass Neuauflagen erforderlich waren, um die Nachfrage zu befriedigen.
Interessant zu wissen: In der griechischen Mythologie ist Klytia eine Okeanide, eine Tochter des Okeanos und der Thethys. Sie war in den Sonnengott Helios verliebt, der sie jedoch zurückwies. In ihrer Verzweiflung verwandelte sie sich in eine Sonnenblume und war ab dann dazu bestimmt, ihre Blüte ewig ihrem Geliebten zuzuwenden.